Die Sozial-Kognitive Persönlichkeitstheorie von Bandura und Mischel.

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Die Sozial-Kognitive Persönlichkeitstheorie von Bandura und Mischel

Walter Mischel

Grundannahmen der Sozial-Kognitiven Persönlichkeitstheorie Theorien, die interne Faktoren (z.B. Traits) gegenüber situativen Einflüssen betonen, werden als zu einseitig abgelehnt, weil sie die Variabilität des Verhaltens in verschiedenen Situationen nicht ausreichend berücksichtigen. Theorien, die einseitig externe Stimuli zur Erklärung des Verhaltens heranziehen, werden ebenfalls abgelehnt, weil sie die Bedeutung kognitiver Funktionen vernachlässigen. Die Sozial-Kognitive Persönlichkeitstheorie betrachtet den Menschen als aktives Wesen, das kognitive Prozesse benutzt, um Ereignisse zu repräsentieren, die Zukunft zu antizipieren, zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten auszuwählen und mit anderen zu kommunizieren. Die Sozial-Kognitive Theorie erklärt Verhalten als Resultat von Interaktionen zwischen Person und Situation. Bandura nennt diesen Interaktionsprozeß „reziproken Determinismus“.

Beobachtbares Verhalten Situative Einflüsse (Verstärkung, Bestrafung) Persönlichkeitsfaktoren Überzeugungen, Erwartungen, Selbst-Wahrnehmung Schematisches Modell des Reziproken Determinismus nach Bandura

Kompetenzen und Fertigkeiten Strukturelemente der Sozial-Kognitiven Persönlichkeitstheorie Ziele Erwartungen und Überzeugungen Erwartungen bzgl. des Verhaltens anderer Personen Erwartungen bzgl. Verstärkungen und Bestrafungen Das Selbst und Annahmen zur Selbstwirksamkeit

Kompetenzen und Fertigkeiten Die Sozial-Kognitive Persönlichkeitstheorie betont die Bedeutung von Kompetenzen und Fertigkeiten, insbesondere die Fähigkeit zum Problemlösen. Diese Kompetenzen umfassen sowohl kognitive Problemlösefähigkeiten als auch die Verhaltensfertigkeiten, die zur Umsetzung von Lösungen erforderlich sind. Von besonderer Bedeutung ist die Annahme, daß Kompetenzen und Fertigkeiten kontextspezifisch sind.

Das Konzept „Ziele“ bezieht sich auf die Fähigkeit, Zukunft zu antizipieren und sich selbst zu motivieren. Personen haben kein festgefügtes System von Zielen. Vielmehr wählen sie aus mehreren Zielen diejenigen aus, die nach den Umständen der Situation, den Anforderungen und der Einschätzung der Selbstwirksamkeit jeweils angemessen erscheinen. ZieleZiele

Das Selbst und Annahmen zur Selbstwirksamkeit Das Konzept „Selbst“ bezieht sich auf Prozesse, die Bestandteil des psychologischen Funktionierens einer Person sind. Es wird angenommen, dass es nicht ein einheitliches, generelles Selbst-Konzept gibt. Statt dessen hat eine Person Selbstkonzepte und Selbstkontrollprozesse, die je nach Zeit und Situation unterschiedlich sein können. Eine wichtige Komponente des Selbst ist die „Selbst- Wirksamkeit“ (self-efficacy). Das Konzept der Selbst- Wirksamkeit bezieht sich auf Einschätzungen der eigenen Fähigkeit, bestimmte Situationen oder Probleme bewältigen zu können.

Selbst-Wirksamkeit und Leistung Das Konzept „Selbst-Wirksamkeit“ bezieht sich auf die Einschätzung der eigenen Fähigkeit, eine bestimmte Aufgabe in einer bestimmten Situation zu bewältigen. Diese Einschätzungen beeinflussen, welche Handlungen überhaupt aufgenommen werden, wie lange und intensiv eine Lösung angesichts von Schwierigkeiten versucht wird, sowie die emotionale Reaktionen während der Antizipation und Ausführung der Handlung

Beobachtungslernen Modelllernen Prozesselemente der Sozial-Kognitiven Persönlichkeitstheorie Selbstregulation

Beobachtungslernen bzw. Modell-Lernen Die Theorie des Beobachtungslernens geht davon aus, daß Personen durch bloßes Beobachten anderer lernen können. Die beobachtete Person wird „Modell“ genannt. Ein wichtiges Element dieser Theorie ist die Unterscheidung zwischen Lernen (Aneignen) und Ausführen. Neue komplexe Verhaltensmuster können unabhängig von Verstärkungen erworben werden. Die tatsächliche Ausführung des Verhaltens wird dagegen von Verstärkungen bzw. Bestrafungen beeinflusst.

Komponenten des Beobachtungslernens Speicherungsphase Das beobachtbare Modellverhalten wird im Langzeitgedächtnis gespeichert. Motorische Reproduktion Die symbolisch kodierten Gedächtnisinhalte zum Modellverhalten werden in neue Verhaltensmuster übersetzt. Aufmerksamkeitsprozesse Aufmerksamkeit wird auf das Modell gerichtet; wesentliche Merkmale des Modellverhaltens werden wahrgenommen. Motivationale Prozesse Wenn positive Verstärkung (external, stellvertretend oder selbstgeneriert) potentiell vorhanden ist, wird das Modellverhalten ausgeführt.

Komponenten des Beobachtungslernens

Experiment von Bandura, Ross & Ross zum Modell-Lernen 1. Phase: Kinder beobachten ein Modell, das mit einer Puppe spielt und sich dabei aggressiv verhält. Bedingung 1: Das Verhalten des Modells hat keine Konsequenzen. Bedingung 2: Das Modell wird für sein Verhalten verstärkt. Bedingung 3: Das Modell wird für sein Verhalten bestraft.

Experiment von Bandura, Ross & Ross zum Modell-Lernen 2. Phase: Kinder werden in ein Spielzimmer gebracht, in dem sich u.a. die gleiche Puppe befindet. Phase 1: Das Verhalten der Kinder wird nicht beeinflusst. Sie werden lediglich durch eine Einwegscheibe beobachtet. Phase 2: Den Kindern werden Belohnungen versprochen, wenn sie das Verhalten des Modells reproduzieren.

Versuchsplan des Experimentes von Bandura (1965) Konsequenzen für das Modell keine Positive Verstärkung Bestrafung Keine Konsequenzen Positive Verstärkung

aus Zimbardo & Gerrig, 2004 aus Zimbardo & Gerrig, 2004

Experiment von Bandura, Ross & Ross zum Modell-Lernen: Ergebnisse Kinder, die beobachtet hatten, daß das Modell bestraft wurde, zeigten weniger Nachahmungsverhalten als Kinder in der Verstärkungs- und keine Konsequenzen- Bedingung. Die Verstärkung bzw. Bestrafung des Modells hat also das Verhalten der Kinder beeinflusst. Dieser Vorgang wird als „stellvertretendes Konditionieren“ (vicarious conditioning) bezeichnet.

Experiment von Bandura, Ross & Ross zum Modell-Lernen: Ergebnisse Wenn den Kindern eine Belohnung für die Nachahmung des Modells versprochen worden war, wurde das Modellverhalten häufiger nachgeahmt als ohne Belohnung. Folglich haben die Kinder das Modellverhalten gelernt, obwohl es unter der Bedingung „keine Belohnung“ seltener ausgeführt wurde. Dieser Befund belegt die Notwendigkeit, zwischen Erwerb und Ausführung zu unterscheiden.

Prozesselemente: Ziele, Standars und Selbst-Regulation Prozesselemente: Durch Beobachtungslernen werden nicht nur Verhaltensweisen, sondern auch interne Standards erworben, nach denen dann das eigene Verhalten bewertet wird. Diese Standards bilden Ziele, die angestrebt werden. Ferner sind sie Grundlage für die Erwartung von Verstärkungen durch sich selbst und von anderen. Der Prozess der „Selbst-Verstärkung“ ist besonders wichtig für das Aufrechterhalten von Verhalten über längere Phasen ohne externe Verstärkung.

Prozesselemente: Ziele, Standars und Selbst-Regulation Prozesselemente: Nach der Sozial-Kognitiven Theorie sind die Erwartungen oder Antizipationen von Verstärkungen wichtiger als die tatsächlichen unmittelbaren Konsequenzen, die auf ein Verhalten folgen. Personen haben die Fähigkeit, über Konsequenzen ihres Verhaltens nachzudenken, bevor sie bestimmte Handlungen ausführen.

Die Soziale Lerntheorie von Rotter

Axiome der Sozialen Lerntheorie Rotters Persönlichkeitskonstrukte müssen nicht durch andere Konstrukte (etwa physiologische, biologische oder neurologische) erklärt werden. Die Persönlichkeit weist eine Einheit („unity“) auf. Die Erfahrungen einer Person (also ihre Interaktion mit der bedeutungshaltigen Umwelt) beeinflussen sich wechselseitig. Die Untersuchungseinheit der Persönlichkeitsforschung ist die Interaktion von Individuum und seiner bedeutungshaltigen Umwelt. Verhalten, das durch Persönlichkeitskonstrukte beschrieben werden kann, ist zielgerichtet. Die gerichtete Qualität des Verhaltens wird aus den Verstärkungseffekten erschlossen. Das Verhalten wird nicht nur durch die Art und Wichtigkeit von Zielen und Verstärkern bestimmt, sondern auch durch Antizipation oder Erwartungen der Person darüber, ob diese Ziele erreicht werden. Diese Erwartungen sind durch frühere Erfahrungen determiniert und können quantifiziert werden.

Zentrale Konzepte der Sozialen Lerntheorie Rotters Erwartungen Erwartungen sind subjektive Wahrscheinlichkeitsannahmen einer Person, daß in einer bestimmten Situation Verstärker als Handlungsfolgen eintreten werden. Es handelt sich somit um Handlungs-Ergebnis-Erwartungen. Verhaltenspotential Das Verhaltenspotential bezeichnet die Eintrittswahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Verhalten in einer gegebenen Situation, die u.a. durch verfügbare Ziele bzw. vorliegende Bedürfnisse gekennzeichnet ist. Es handelt sich um ein relatives Konzept, das nur in seinem Bezug zu anderen Verhaltensalternativen verstanden werden kann. Der Begriff „Verhalten“ umfasst auch nicht direkt beobachtbares „internes“ Verhalten (z.B. Kognitionen).

Zentrale Konzepte der Sozialen Lerntheorie Rotters Psychologische Situation Die subjektive Situation- und Umweltwahrnehmung bestimmt sowohl den subjektiven Verstärkungswert als auch die subjektiven Erwartungen, die wiederum als Determinanten situationsbezogenen Verhaltens verstanden werden. Subjektiver Verstärkungswert Als Verstärker wird alles bezeichnet, was einen Effekt auf das Auftreten, die Richtung oder die Art des Verhaltens hat. Der subjektive Verstärkungswert ist definiert als die persönliche Präferenz eines Verstärkers in einer gegebenen Situation aus einer Reihe anderer, deren Auftrittswahrscheinlichkeit gleich ist. Somit liegt in diesem Begriff ebenfalls ein relatives Konzept vor, das vom subjektiven Wert aller potentiell möglichen, antizipierten Verstärkungen abhängig ist.

Erwartungen bzgl. der Konsequenzen des eigenen Verhaltens Spezifische Erwartungen Generalisierte Erwartungen

Spezifische Erwartungen Spezifische Erwartungen beziehen sich auf sehr spezielle, eng umschriebene Situationen und sehr konkrete Verhaltensweisen.

Genaralisierte Erwartungen Generalisierte oder verallgemeinerte Erwartungen entstehen gleichsam als Zusammenfassung einer Vielzahl von Erfahrungen in verschiedenen Situationen für relativ breite Klassen von Verhaltensweisen und Verhaltenskonsequenzen. Solche generalisierten Erwartungen werden vor allem in neuen, von der Person nicht genau einschätzbaren Situationen eine Rolle spielen. Es sind diese generalisierten Erwartungen, die persönlichkeitspsychologisch besonders interessieren, weil sich Personen darin systematisch unterscheiden können und diese Unterschiede Verhaltensvorhersagen für eine Vielzahl von Situationen ermöglichen.

Locus of control of reinforcement („Kontrollüberzeugungen“) Internal External

Externale Kontrolle der Verstärkung Rotter spricht von „externaler Kontrolle der Verstärkung“ (external locus of control), wenn das Auftreten eines Verstärkers von einer Person als abhängig von Glück, Zufall oder Schicksal, als unter der Kontrolle mächtiger anderer Personen oder als unvorhersagbar aufgrund zu großer Komplexität der beteiligten Faktoren angesehen wird.

Wenn die Person die Verstärkung als abhängig von ihrem Verhalten oder eigenen relativ überdauernden Eigenschaften ansieht, so wird diese Vorstellung als „internale Kontrolle“ (internal locus of control) bezeichnet. Internale Kontrolle der Verstärkung

Beispiele aus Rotters I-E-Skala zur Messung externaler und internaler Kontrollüberzeugungen A) Was mit mir geschieht und was mir passiert, hängt nur von meinem eigenen Verhalten ab. B) Manchmal habe ich das Gefühl, daß ich selbst zu wenig bestimmen kann, wie mein Leben verläuft. A) Wenn ich mir etwas vornehme, dann bin ich im allgemeinen sicher, daß ich es auch in die Tat umsetzen kann. B) Es ist nicht immer richtig, weit voraus zu planen - einiges hängt ja auch davon ab, ob man Glück hat oder nicht.

Beispiele aus der IPC-Skala I = „internal control orientation P = „powerful others control orientation“ C = „chance-control orientation“ Internal Scale Ich habe einen ziemlich großen Einfluss auf das, was in meinem Leben passiert. Wenn ich erreiche, was ich mir wünsche, verdanke ich das normalerweise meiner eigenen harten Arbeit

Beispiele aus der IPC-Skala Chance scale Wenn ich erreiche, was ich mir wünsche, ist das normalerweise Glücksache. Es ist nicht gut für mich, allzu weit vorauszuplanen, weil vieles vom Zufall abhängt. Powerful others scale Mein Leben wird hauptsächlich durch andere Leute mit mehr Macht beeinflusst. Ich kann nur erreichen, was ich mir wünsche, wenn ich übergeordneten Leuten gefalle.

Einige Unterschiede zwischen Personen mit internalem und externalem locus of control Informationssuche Internale suchen gezielter und kompetenter nach Informationen zur Lösung von Aufgaben als Externale. Kausalattribuierungstendenz Externale neigen dazu, Unfälle eher den Umständen zuzuschreiben, während Internale Unfallursachen eher im eigenen Verhalten oder bei anderen Unfallbeteiligten sehen. Soziale Beeinflussbarkeit Externale lassen sich durch sozialen Druck stärker beeinflussen als Internale. Leistungsverhalten Internale zeigen gegenüber Externalen eine stärkere Leistungsorientierung und höhere Leistungen in verschiedenen Bereichen.

Einige Unterschiede zwischen Personen mit internalem und externalem locus of control Psychische Erkrankungen Externale sind anfälliger für psychische Fehlanpassungen, Depressivität und Selbstmordgefährdung als Internale. Gesundheitsbezogenes Verhalten Internale kümmern sich stärker um die Gesundheitsvorsorge als Externale.

Literatur zur Sozialen Lerntheorie Rotters Grabnitz, H.J. (1985). Die soziale Lerntheorie von Rotter. In: Frey, D. & Irle, M. (Hrsg.). Theorien der Sozialpsychologie, Bd. 2: Gruppen- und Lerntheorien. Bern: Huber. Krampen, G. (1982). Differentialpsychologie der Kontrollüberzeugungen („Locus of control“). Göttingen: Hogrefe Amelang, M. & Bartussek, D (1990). Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Stuttgart: Kohlhammer (S ).